Rot-weißes Clownsgesicht: Der Stieglitz
Sein farbenfrohes Gesicht erinnert so manchen an einen Clown: Rings um den Schnabel des Stieglietz schlingt sich ein tiefroter Fleck, der von einem weißen Kranz umrahmt ist. Bei Männchen fällt die Gesichtsmaske kräftiger aus, während das Weiß der Weibchen manchmal ins Beige neigt. Die überwiegend schwarzen Federn ziert ein leuchtend gelbes Flügelblatt – ein echter Hingucker und das Markenzeichen des Stieglitz. In Westeuropa, Sibirien, Nordafrika, in Asien, Amerika und Australien, sogar in Neuseeland und auf den Inseln Ozeaniens fühlt sich der Stieglitz zu Hause. Wenn die Winter streng sind, der Schnee zu hoch und der Wind zu kalt, verabschiedet er sich in angenehmere Gefilde. In milderen Regionen hingegen harrt er auch in kälteren Monaten aus. Am liebsten lebt der Stieglitz zwischen Obstbäumen oder dort, wo viele Wildkräuter wachsen. Weit über hundert Wildkräuter stehen auf seinem Speiseplan, darunter Samen von Stauden, Wiesenpflanzen und Bäumen. So akrobatisch der Stieglitz über die Äste turnt, so unbeholfen wirkt er auf der Erde. Denn dort bewegt sich der 12 bis 13 Zentimeter große Vogel mit kleinen Hopsern vorwärts. Kreuzt dabei ein unliebsamer Besucher seinen Weg, schnarrt der Stieglitz ihm ein aufgebrachtes „Tschrr“ entgegen. Ist keine Gefahr im Verzug, trällert er ein fröhliches, aber hastiges „di-witt“, das für manche Ohren wie „Stiiglitt“ klingt – ein Laut, der dem Stieglitz zu seinem Namen verhalf.
Ein Leben lang treu: Der Gimpel
„Dompfaff“ – diesen Spitznahmen bekam der Gimpel schon vor langer Zeit verpasst. Denn seine schwarze Kappe sieht aus wie die Kopfbedeckung mancher Domgeistlicher. Auch seine prächtige rote Brust lässt an das Gewand eines „Pfaffen“ denken. Als einen solchen verspotteten die Menschen früher die Gottesmänner, die Bescheidenheit und Mäßigung predigten, unter deren eigener Kutte sich jedoch oft ein beachtlicher Wohlstandsbauch wölbte – ein Bäuchlein ebenso rund wie das des Gimpels. Auch sein kräftiger, kurzer Schnabel und der gedrungene Körperbau sind seine Markenzeichen. Heimisch ist der etwa 15 bis 19 Zentimeter große Fink von Europa bis Sibirien und Japan. Dort bleibt der Gimpel auch im Winter. Er gilt als nicht gefährdet. In freier Wildbahn werden die meisten Gimpel jedoch nur etwa drei Jahre alt. Auf stolze 17 Jahre bringen sie es hingegen in Gefangenschaft. Freilebende Vögel trällern mit einem „bit-bit“ oder weichen „djü“-Laut. Gimpel sind treu. Sie suchen sich einen Partner, mit dem sie für die Brutzeit zusammen bleiben. Forscher nehmen an, dass sich manche Paare sogar ein Leben lang treu sind. Doch der Gimpel gilt nicht jedem als kostbarer Schatz: Durch seinen beleibten Körperbau und den etwas unbeholfen wirkenden Gang wurde er auch zum Symbol für Ungeschicklichkeit und Dummheit. Noch heute wird „Gimpel“ vor allem im süddeutschen Raum als Schimpfwort gebraucht.
Allesfresser mit Augenbinde: Blaumeise
Durch fleißige Brutpflege gehören sie zu den häufigsten Vögeln in Deutschland: Mit bis zu 15 Eiern bekommen Blaumeisen nämlich zahlreichen Nachwuchs. Etwa drei Millionen Blaumeisenpaare tummeln sich deshalb in Gehölzen und Parks. Dort wippen sie selbst auf den dünnsten Ästen auf und ab, manchmal sogar kopfunter. Nicht nur hier, sondern fast überall in Europa, und in Asien und Nordafrika, ist die Blaumeise heimisch. Bei uns tummelt sich der Höhlenbrüter bevorzugt in Laub- und Mischwäldern, aber auch in Parks und Gärten. Im Frühjahr und Sommer ernähren sich Blaumeisen vorwiegend von Samen, Nüssen und Beeren. Weil die klugen Vögel fast überall etwas zu fressen finden, bleiben sie auch im Winter in ihrer Heimat. Das Gefieder der Blaumeise ist am Rücken und am Hinterkopf tiefblau. Mit ihren leuchtenden Federn wirken Blaumeisen aus der Ferne wie ein bunter Farbtupfer. Ihren weißen Kopf ziert ein schwarzer Streifen, der sich wie eine Augenbinde einmal quer über das Gesicht zieht. Ihr Bauch ist gelb und weiß gefärbt, die Kopfplatte hellblau. Das Blaumeisenmännchen ist etwas größer und schwerer als das Weibchen. So sieht es der größer gewachsenen Kohlmeise sehr ähnlich. Dabei ist die Stimme der Blaumeise etwas dünner, ihre Motive sind dafür abwechslungsreicher. Ihre Lieder fangen oft mit einem hohen „Zizi“-Laut an und enden mit einem Trillern in einer etwas tieferen Tonlage.